Belegung einer Hündin mit zwei Rüden
Schon seit geraumer Zeit steht die Frage im Raum, ob die Belegung einer Hündin mit zwei Rüden während einer Läufigkeit, eine sinnvolle Zuchtstrategie für Rassezuchtvereine wäre.
Hierzu hat Frau Dr. Helga Eichelberg in der Ausgabe 7/2020 in “Unser Rassehund” einen Artikel geschrieben, in dem sie für die Erhaltung und Verbreiterung der genetischen Vielfalt einer Rasse für dieses Zuchtmodel plädiert. Sie wünscht sich hier experimentierfreudige Züchter.
Auch die ZGBBS e.V. hat sich darüber Gedanken gemacht und die Vor- und Nachteile dieses Zuchtstrategie gegenüber gestellt.
Vorteile:
die Wahrscheinlichkeit, dass die Hündin aufnimmt ist wesentlich höher, wenn sie von zwei Rüden besamt wird.
In Folge dessen, muss der Züchter also bestenfalls keinen zukünftigen Welpenbesitzer absagen oder geplanten Urlaub für die Welpenaufzucht verstreichen lassen.
Junge, unerfahrene Rüden hätten vielleicht eher die Möglichkeit zur Zucht heran genommen zu werden, wenn man im Zweifelsfall noch mit einem erfahrenen Deckrüden nachdecken darf. Somit decken vielleicht nicht immer nur die „Profis“, sondern auch mal vielversprechende „Außenseiter“. Der Genpool wird erweitert.
Nachteile:
finanzieller Mehraufwand für den Züchter durch doppelte Deckgebühr und doppelte DNA-Abstammungsnachweise.
Gefahr von Übertragung von Infektionen
Bei zu langem Abstand zwischen den Deckakten kann es zu starken Schwankungen bei den Geburtsgewichten kommen.
Aufklärung der Welpenkäufer über ungewisse Vaterschaft bis die Ergebnisse des Abstammungsnachweises vorliegen.
Trotz aller Für und Wider haben wir beschlossen, unseren Züchtern die Möglichkeit der 2-Rüden-Belegung zu bieten und werden unsere Zuchtordnung bei nächster Gelegenheit dahingehend erweitern. Auf unserer letzten Jahreshauptversammlung wurde dieses Thema auch bereits diskutiert.
Allerdings muss hier auch nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass diese Vorgehensweise nicht die Regel werden soll. Möchte ein Züchter diese Möglichkeit nutzen, hat er dies unbedingt im Vorfeld mit dem Hauptzuchtwart zu besprechen und sich genehmigen zu lassen. Der Züchter muss in diesem Fall einen gesonderten „Deckschein für 2-Rüden-Belegung“ beantragen.
Die Planung ist rechtzeitig anzumelden, die beiden in Frage kommenden Rüden bekannt zu geben und von beiden Rüden ist ein DNA-Profil nach ISAG 2006 zu hinterlegen.
Beiden Rüdenbesitzern ist das Vorhaben mitzuteilen und es empfiehlt sich neben dem Deckschein einen gesonderten Deckvertrag mit den Rüdenbesitzern abzuschließen.
Um den finanziellen Mehraufwand durch den Abstammungsnachweis etwas zu relativieren, sei hier angemerkt, dass es bereits seit Jahren Pflicht ist, bei jeder Wurfabnahme ein Abstammungsnachweis für jeden einzelnen Welpen anzufertigen. Der Mehraufwand bezieht sich dann letztendlich nur auf die abweichenden Ergebnisse. Sollten Welpen nicht den priorisierten Vater nachweisen können, werden nur noch diese mit der DNA des zweiten Rüden abgeglichen. Dies entspricht grundsätzlich schon dem gängigen Vorgehen der Labore.
Dieses Thema stellen wir auch zur Diskussion bei unserem nächsten Online-Stammtisch am 13. April 2023.